Bekanntmachung: Wohin des Weges?

Spätestens Ende 2025 endet die Herausgebertätigkeit von Hans-Christian Zehnter im Rudolf Steiner Archiv. Dann heißt es: Auf zu neuen Gefilden – die es aber noch zu finden gilt. Neue Perspektiven und Aufgaben sind herzlich willkommen.

Goetheanistisch Forschen – aber wie?

Mathias Buess hat ein Konzept für goetheanistische Forschungsprojekte verfasst, das wir hier im Rahmen der Edition Anblick für alle Interessierte frei zur Verfügung stellen. Abgesehen davon, dass es zur Durchführung von Projekten einlädt und anleitet, ist dessen Lektüre auch einfach für sich ein Gewinn.

Nach Himmelfahrt ist vor Himmelfahrt

Seit über 15 Jahren trifft sich, meistens über Himmelfahrt, eine Gruppe von Vogelfreunden auf dem Hof Michael in Endeholz, Niedersachsen. Anfangs waren es etwa zehn Menschen, inzwischen sind es über zwanzig geworden. Die Gruppe besteht aus  Holländern, Deutschen und Schweizern. War man zu Beginn eine kleine Gruppe vertrauter Freunde, so ist daraus mittlerweile ein Seminar entstanden, in dem es Kursleiter gibt, die Vorträge halten und die für alle Vogelfragen ein offenes Ohr haben.
Das Treffen dient dem Bemühen, die Vogelwelt goetheanistisch-phänomenologisch zu betrachten und in sie einzutauchen. Es ist nicht so wichtig, Arten zu sammeln. Wesentlich ist, den Vogel in der Umgebung zu betrachten, in der er sich zeigt. Auch wird versucht, gemeinsam zu beschreiben, was am Vogel wahrgenommen werden kann: seine Statur, seine Farben, das Federkleid, den Flug, seinen Ruf und Gesang. In  diesem Jahr lag der Fokus auf drei verschiedenen Wahrnehmungsübungen:

  1. Wo finden wir den Vogel? Sehen wir ihn oben am Himmel wie die Feldlerche oder den roten Milan? Finden wir ihn auf der Erde wie das Rebhuhn und die Wachtel? Oder begegnen wir ihm im mittleren Bereich, wo Waldlaubsänger und Dorngrasmücke sich vornehmlich aufhalten?
  2. Wie verhält sich der Gesang des Vogels in diesen Regionen? Singt der Vogel oder ruft er? Welche Stimmung verbreitet der Gesang oder der Ruf?
  3. Wir erleben einen Vogel anders, wenn wir ihn von vorne betrachten oder wenn wir seine Rückseite anschauen können, wie beispielsweise bei der Goldammer oder dem Gartenrotschwanz.

Jede Teilnehmerin, jeder Teilnehmer kann ungezwungen seine Wahrnehmungen äußern, denn alles, was erlebt wird, ist auf seine Weise richtig. Und es erfreut den ganzen Menschen, wenn er dabei sein und mitmachen kann.
Die Tagung beginnt jeweils an Himmelfahrt nachmittags und endet am Sonntag darauf mit dem Mittagessen. Die Verpflegung ist biologisch-dynamisch, die Unterkunft ist einfach und gut. Bei näherem Interesse wenden Sie sich an: alwerl@web.de

Alma Wichmann Erlen

Siehe auch Das Goetheanum Nr. 25–26/2022.


Iris Hennigfeld über Goethes Anschauung

Von Iris Hennigfeld sind kürzlich zwei Artikel zu Goethes phänomenologischer Naturforschung erschienen.  In ihrem ausführlichen Beitrag zum Begriff „Anschauung, Anschauen“, erschienen im Goethe Lexicon of Philosophical Concepts (University of Pittsburgh, Pennsylvania/USA), geht die Autorin der anschauungsgeleiteten Methode Goethes in seinem philosophischen und naturwissenschaftliche Denken nach:

https://goethe-lexicon.pitt.edu/GL

https://goethe-lexicon.pitt.edu/GL/article/view/49

In einem weiteren Artikel „Goethes Anschauen der inneren Natur“ arbeitet Iris Hennigfeld an Goethes Art, Wissenschaft zu betreiben, zunächst eine Kritik der herkömmlichen physikalistischen und reduktionistischen Methoden in den Naturwissenschaften heraus. Weiterhin wird dargelegt, inwieweit eine geistgemäße, sinnlich-übersinnliche Naturbetrachtung für eine zukünftige Wissenschaft, in deren Mittelpunkt nicht Zahl und Maß, sondern der Mensch steht, fruchtbar gemacht werden kann.

Zum Sehen geboren, zum Schauen bestellt